Dorothea Perkusic – Publikationen

Ich bin eine Geliebte in der Warteschleife: Was soll ich tun?

In unserer Service-Rubrik „Liebesfragen“ können Sie Dorothea Perkusic unter dem Betreff „Liebesfragen“ Ihre Fragen rund um die Themen „Leben“ und „Liebe“ stellen. Jeder Ratsuchende bekommt von der Einzel- und Paartherapeutin eine persönliche Antwort. Ausgewählte Fragen werden immer montags hier anonymisiert veröffentlicht.

Die heutige Frage einer Frau:

Ich hänge seit 4 Jahren an einem verheirateten Mann. Mit einer einjährigen kontaktlosen Pause. Er sagt, er liebt mich und seine Frau wäre wie ein Kumpel für ihn. Jedoch trennt er sich nicht von ihr, fährt mit ihr in den Urlaub und sie arbeitet in seinem Unternehmen. Er arbeitet, sie schafft an. Für sie gibt es angeblich nur Arbeiten. Obwohl er mir immer wieder versichert, dass er seine Zukunft mit mir verbringen möchte und mich in zwei Jahren zu sich holen möchte, passiert nichts.

Er träumt nur und hat keinen Arsch in der Hose. Ich bin schon fast verzweifelt und streite nur mit ihm. Was soll ich nur tun? Zu Hause führt er, wie er sagt, eine lieblose, platonische Ehe. Er hat einen erwachsenen Sohn. Was kann ich glauben? Ich hänge an ihm, aber mein Verstand sagt mir, dass endgültiger Kontaktabbruch das Beste für mich wäre. Was soll ich tun?

Dorothea Perkusic:

Ich möchte Sie nicht verletzen oder Ihnen zu nahe treten, bin jetzt jedoch ganz ehrlich. Vier Jahre sind eine sehr lange, um nicht zu sagen zu lange Zeit! Ich frage mich viel weniger ob dieser verheiratete Mann einen „Arsch in der Hose“ hat, sondern eher, ob er eine echte Bereitschaft hat, seine Frau zu verlassenLiebe und schöne gemeinsame Stunden hin oder her. Sie beschreiben den Zustand genau so, wie er ist: Sie „hängen“ an ihm, Sie träumen, Sie hoffen und vor allem, Sie halten beständig aus und warten. Leider verpassen Sie dabei Ihr Leben, denn Sie verbringen es in der Warteschleife und machen sich nicht nur abhängig von der Entscheidung des Mannes, sondern auch von der Hoffnung.

Ich habe nun von Ihnen nicht erfahren, was seine Gründe dafür sind, Sie auf weitere zwei Jahre zu vertrösten bzw. ob es dafür einen triftigen Grund geben kann, was ich stark anzweifle. Liebe ist Liebe. Wenn zwei Menschen wirklich zusammen sein wollen, dann sorgen BEIDE auch dafür. Es scheint mir nicht so, als wäre auch seiner Frau klar, dass er mit ihr nur noch befreundet und beruflich verbunden ist. Denn ansonsten dürfte eine einvernehmliche, gut gelöste und respektvolle Trennung kein allzu großes Problem darstellen. Sie können diesen Mann nicht aus der vermeintlichen Misere seiner angeblich eingeschlafenen und erkalteten Ehe retten, das muss er schon selbst wollen.

Die Verlockung ist groß für ihn, die Situation so beizubehalten, denn so hat er beides: eine Ehefrau mit allen Annehmlichkeiten des bestehenden gemeinsamen Lebens und eine bis dato aufregende Geliebte, die alles für ihn tut, bis jetzt ohne schwerwiegende Konsequenzen. Für manche Menschen, egal oder Mann oder Frau, ein komfortabler Zustand. Männer, die einen Neuanfang mit der Geliebten wirklich wagen wollen, tun dies meist nach spätestens sechs Monaten – oder nie. In 90% der Fälle bleiben die Männer bei ihren Frauen. Im Rückblick war eine Affäre oft nur eine überromantisierte Traumwelt.

Ich behaupte mal, dass Ihnen nicht nur Ihr Verstand sagt, dass es für Sie besser wäre, ihn aufzugeben, sondern, dass dies auch Ihrem Bauchgefühl entspricht. Und auf Ihr Bauchgefühl dürfen Sie immer hören, auch wenn es erstmal schwer und schmerzhaft ist! Es gibt keine echte Perspektive für Sie und Sie leiden schon lange und fast nur noch, denn Sie schreiben, dass Sie verzweifeln und nur noch mit ihm streiten. Sozusagen verhungern Sie am ausgestreckten Arm.

Soviel dazu, wie sich die von Ihnen beschriebene Situation für Sie darstellt. Was ich Ihnen mitgeben möchte ist, dass es weniger darum geht, diesen Mann zu verlassen, den Sie ja noch nichtmal haben. Sondern vielmehr darum, dass Sie sich nicht selbst verlassen. Die Liebe und Verbindlichkeit, die Sie sich wünschen, brauchen und die Ihnen in einer echten, aufrichtigen und liebevollen Beziehung auch zusteht, bekommen Sie von diesem Mann nicht. Was hält Sie wirklich und wovon machen Sie sich abhängig?

Richten Sie Ihren Blick in Ihr Inneres um vorwärts zu kommen. Haben Sie in vorherigen Beziehung schon öfter die Erfahrung gemacht, dass Sie mehr wollen als Ihr Partner oder dass Sie oft auf etwas warten, wofür Sie sich aufopfern und was nie so richtig eintritt? Wieviel sind Sie sich selbst wert? Lassen Sie ihn los und halten Sie an dem fest, was wirklich gut für Sie ist und was Sie sich wünschen.

Eventuell entsteht so Raum, dass Sie beide wirklich zusammen kommen, oder es bestätigt sich, dass es dafür nie eine echte Chance gab. Dann sind Sie frei und können erst so auf einen Mann treffen, der bereit ist, sich wirklich einzulassen. Auf einen der auch wartet – nämlich auf Sie! Meine Frage an Sie: Haben Sie den Arsch in der Hose, sich dafür zu entscheiden, wirklich glücklich zu werden

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