In unserer Service-Rubrik „Liebesfragen“ können Sie Dorothea Perkusic unter dem Betreff „Liebesfragen“ Ihre Fragen rund um die Themen „Leben“ und „Liebe“ stellen. Jeder Ratsuchende bekommt von der Einzel- und Paartherapeutin eine persönliche Antwort. Ausgewählte Fragen werden immer montags hier anonymisiert veröffentlicht.
Frage einer Frau:
Ich bin seit über drei Jahren in einer festen Beziehung. Der Sex ist toll und ich liebe meinen Partner. Allerdings komme ich nicht zum Höhepunkt, weil ich Angst vor dem Kontrollverlust habe. Es blockiert mich richtig und bremst mich aus. Ich schaffe es einfach nicht, meinen Kopf auszuschalten. Was kann ich dagegen tun? Wie kann ich die Angst vor dem Kontrollverlust verlieren?
Dorothea Perkusic:
Die Angst vor Kontrollverlust ist weitaus verbreiteter als manch einer meinen mag und sie äußert sich häufig körperlich. Es wird befürchtet, sich aus einer Angst auslösenden Situation nicht schnell genug „retten“ zu können.
Zugrunde liegt dieser Angst unser Drang nach Sicherheit, ein Urinstinkt, und der Versuch, durch Kontrolle alles im Griff zu behalten. Der Sexualität, mit den Bedürfnissen loszulassen, sich fallen zu lassen und zu verschmelzen, steht dieses Kontrollbedürfnis entgegen, so sehr wir uns auch Ekstase wünschen und diese in verschiedenen Bereichen suchen. Auch das Gefühl der Liebe lässt sich im Grunde kaum kontrollieren. Denn selbst wenn wir meinen, wir suchen uns bewusst jemanden aus, so erwischt uns die Liebe doch auch einfach und wir haben kaum eine Wahl.
Wir können uns dann nur schwer gegen unsere Wünsche und Sehnsüchte stellen, mit diesem Menschen zusammen sein zu wollen, sich körperlich nah zu sein. Wer dann seinem eigenen Glück nicht im Wege stehen möchte, muss sich trauen, sich einzulassen, die Gefühle zuzulassen und Ängste loszulassen. Insbesondere in der Sexualität. Leichter gesagt, als getan. Wenn Sie den Moment genießen wollen, müssen Sie den Mut und das Vertrauen aufbringen, die Kontrolle abzugeben und schauen, was passiert. Vertrauen brauchen Sie dabei nicht nur in Ihren Partner, sondern auch in sich selbst.
Um herausfinden zu können, was alles möglich ist, müssen Sie wissen, was Sie brauchen, was Ihnen guttut und was nicht, das heißt, Sie müssen Ihre Grenzen kennen und diese klar formulieren. Im nächsten Schritt können Sie sich Stück für Stück darauf einlassen, dass Sie einen Partner haben, der achtsam mit Ihnen umgeht, Ihre Grenzen respektiert und Ihnen damit Sicherheit vermittelt und die Möglichkeit, die Erfahrung zu machen, dass Sie vertrauen dürfen und, dass nichts geschehen wird, was Sie nicht wirklich wollen.
Ein Risiko besteht immer, dass Sie verletzt werden, jedoch müssen Sie lernen zu akzeptieren, dass Sie nicht jede Situation und alles voll und ganz kontrollieren können. Die Kontrolle abzugeben, kann erlernt werden.
Auch dann, wenn traumatische Erfahrungen zu einer Angst vor Kontrollverlust geführt haben. Ihre Einstellung und innere Haltung bestimmt Ihre Gefühle, nicht die Umstände. Geben Sie sich selbst die Freiheit, sich auf etwas anderes als auf Kontrolle zu fokussieren. Zum Beispiel auf den Genuss. So können Sie lernen, das Abgeben von Kontrolle in einem sicheren Umfeld, mit einem Partner, mit dem Sie sich wohlfühlen und der Ihnen gut tut, zu genießen.