Dorothea Perkusic – Publikationen

Kann man über die Häufigkeit von Sex verhandeln?

In unserer Service-Rubrik „Liebesfragen“ können Sie Dorothea Perkusic unter dem Betreff „Liebesfragen“ Ihre Fragen rund um die Themen „Leben“ und „Liebe“ stellen. Jeder Ratsuchende bekommt von der Einzel- und Paartherapeutin eine persönliche Antwort. Ausgewählte Fragen werden immer montags hier anonymisiert veröffentlicht.

Die heutige Frage eines Mannes:

Meine Frau und ich sind seit 10 Jahren verheiratet. Ein immer währendes Streitthema in unserer Beziehung ist, wie oft wir Sex haben. Ich würde gerne öfter mit meiner Frau schlafen, worauf sie genervt reagiert. Es ist nicht so, dass sie Sex nicht mag, aber irgendwie kommen wir da nicht zusammen. Ich würde gerne Vorschläge machen um das zu verändern, nur weiß ich nicht wie. Nur weil ich etwas für sie tue, kriegt sie ja deshalb keine Lust auf mich!? Wie können wir damit umgehen? Man kann doch über Sex nicht verhandeln, oder? Wenn einer keine Lust hat, was soll man dann tun?

Dorothea Perkusic:

Eine sehr gute Frage für jeden Einzelnen, wie ich finde. Denn in den meisten Beziehungen besteht ein sexuelles Ungleichgewicht. Einer von beiden will mehr als der andere, ein Problem, das fast alle Paare einmal betrifft. Dann entstehen Probleme durch Druck, Frustration und Rückzug. Das Selbstwertgefühl leidet, denn es ist weder sexy, keine Lust zu haben noch, nicht begehrt zu werden. Sie als der Partner der mehr Lust hat, fühlen sich machtlos, denn ihre Partnerin, als diejenige die weniger Lust hat, gibt die Frequenz vor. Das schafft eine Abhängigkeit, die keinen Spaß macht.

Sex ist auf jeden Fall verhandelbar und es sollte sogar darüber verhandelt werden so, wie über alles in Beziehungen verhandelt werden kann und muss! Es ist völlig normal, dass es in einer Beziehung unterschiedliche Bedürfnisse gibt, auch beim Sex. Das müssen wir anerkennen um darüber konstruktiv sprechen und gute Kompromisse finden zu können.

Ein Beispiel: Wenn Sie Ihrer Frau einen Deal vorschlagen, sie bekommt von Ihnen einen eintägigen Aufenthalt in einem Wellnesshotel und dafür soll sie Ihnen ihr aufwändiges Lieblingsessen vor dem Fernseher servieren. Wird sie sich darauf einlassen? Wahrscheinlich schon. Warum ist das so? Ihre Frau generiert aus diesem Deal einen persönlichen Mehrwert, Freude und Entspannung ohne jegliches emotionales Risiko, es lohnt sich sozusagen. Und genau das scheint beim Sex nicht der Fall zu sein.

Sex ist mit Emotionen verbunden und wird auch auf dieser Basis verhandelt. Wir müssen uns darauf einlassen, uns einander öffnen. Wir können und sollten dies nicht von unseren Gefühlen trennen. Die Basis ist Vertrauen. Sobald Ihre Frau das Gefühl hat sie muss oder sollte, macht alles in ihr zu und Lust wird sich unter diesem Druck wohl kaum entwickeln. Somit zieht sie sich zurück und Sie stehen allein da, was kein gutes Gefühl ist.

Es geht darum, Sex anzubieten, dazu einzuladen, zu verführen, den zu wollen es sich lohnt. Nur so und wenn wir uns respektiert fühlen, können wir uns für Bedürfnisse und Wünsche öffnen. Für die eigenen und für die des Partners/der Partnerin. Die häufigsten Faktoren für Unlust sind Stress und Überlastung, vor allem wenn Kinder kommen oder Job und Haushalt viel abverlangen. Wenn einer es dann entspannter empfindet, andere Dinge zu tun, dann muss man überlegen, woran das liegt und warum Sex als Belastung empfunden wird, ganz anders als zu Beginn der Beziehung. Wenn wir nur noch nach Entspannung suchen, dann verliert sich auch die positive sexuelle Spannung zwischen Paaren. Dadurch kann sich dann einer häufig nicht mehr dazu bewegen, sich auf die Partnerschaft zu konzentrieren und Impulse anzunehmen oder auszusenden.

Sexuelle Unzufriedenheit ist in Beziehungen meist das größte Problem, gegenseitiges Verständnis, zu versuchen, sich in die Lage des anderen zu versetzen, ist der erste Schritt zur Lösung. Sie können also alles miteinander vereinbaren, wenn die Basis stimmt, wenn Übereinstimmung besteht im sich miteinander Wohlfühlen. So entsteht Lust. Und gleichzeitig ist die dann nicht zwangsläufig immer von vornherein notwendig um miteinander ins Bett zu starten. Vielmehr können Sie beide sich dann miteinander darauf einlassen und daran freuen, weil es miteinander schön und zwanglos ist.

Überlegen Sie gemeinsam, was Sie als belastend erleben und wie Sie Ihre Sexualität reizvoller und attraktiver gestalten könnten. Welchen Beitrag kann jeder von Ihnen leisten? Frauen müssen ihren Kopf freihaben für Sex, Männer kriegen durch Sex einen freien Kopf. Diesen Unterschied zu begreifen und zu akzeptieren, ist schonmal sehr hilfreich bei der Suche nach Lösungen. Grundsätzlich gilt, unsere Körper sind wie Musikinstrumente. Je interessierter und kundiger wir darin werden, umso schöner werden das Bespielen und der Klang.

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