Dorothea Perkusic – Publikationen

Mein Mann ist hochsensibel – Wie kann ich mit ihm umgehen?

In unserer Service-Rubrik „Liebesfragen“ können Sie Dorothea Perkusic unter dem Betreff „Liebesfragen“ Ihre Fragen rund um die Themen „Leben“ und „Liebe“ stellen. Jeder Ratsuchende bekommt von der Einzel- und Paartherapeutin eine persönliche Antwort. Ausgewählte Fragen werden immer montags hier anonymisiert veröffentlicht.

Bevor ich die erste Liebesfrage in diesem neuen Jahr 2021 beantworte, wünsche ich all meinen Leserinnen und Lesern, dass es viel Gutes bringt. Was auch immer das für jeden Einzelnen bedeutet. Über Gesundheit hinaus, wünsche ich uns allen liebevolle Umarmungen, warmen Hautkontakt, Liebe, herzliche, unverdeckte Mimik, Frohsinn, total viel Spaß und Leichtigkeit, ein selbstbestimmtes Leben trotz Rücksichtnahme, Freiheit, einen Atem der lang genug ist, um positiv nach vorne zu blicken und das Vertrauen, das Rückgrat und die Zuversicht, die dafür nötig sind. Und noch vieles mehr. Schauen wir also optimistisch nach vorn und haben uns lieb!

Über den Jahreswechsel haben mich sehr viele Fragen erreicht. Vielen Dank dafür und jetzt geht‘s los mit der Frage einer Frau:

Mein Partner ist sehr emotional und hochsensibel. Er fängt sehr schnell an zu weinen, besonders wenn es um Themen zur Partnerschaft oder Familie geht. Ich bin seine erste „richtige Partnerin“ und er hat früher sehr gelitten unter dem Single-Dasein. Er war deshalb auch in psychotherapeutischer Behandlung. Er verhält sich in der Beziehung sehr anhänglich. Ich traue mich fast gar nicht mehr, meine Bedürfnisse anzusprechen, weil es immer in Tränen seinerseits endet. Wie geht man mit einem hochsensiblen Mann um?

Dorothea Perkusic:

Vielen Dank für Ihre interessante Frage. Zunächst möchte ich vorausschicken, dass ich Ihren Leidensdruck gut verstehen kann, denn es ist eine ständige, anstrengende Gratwanderung für Sie, zu entscheiden, ob Sie etwas ansprechen oder lieber nicht. Nichts zu sagen, damit es keine Tränen gibt, wäre sicher der falsche Weg. Dass ihr Partner sehr emotional und auch bedürftig reagiert, bedarf sicherlich viel Feingefühl und Geduld Ihrerseits.

Ihr Mann ist kein Weichei!

Andererseits steht seine Hochsensibilität nicht allein für eine (leider in unserer Gesellschaft eher negativ und als schwach behaftete) „Empfindlichkeit“, sondern auch für seine „Empfindsamkeit“ und damit ein wahrscheinlich auch sehr feines Gespür für Ihre Gefühle. Ein sensibler Mann ist kein Weichei, sondern ein liebevoller, meist zugewandter Mensch. Und damit muss sich niemand verstecken!

Ob es sich bei Ihrem Partner tatsächlich um Hochsensibilität handelt oder nicht vielmehr um ausgeprägte Verlust- und Verlassensängste, kann ich so schlecht einschätzen.

Optimistischer Lösungsansatz

Ich gehe nun mit meiner Antwort weniger auf das sehr umfassende Thema der „Hochsensibilität“ ein. Ich antworte Ihnen eher pragmatisch und optimistisch mit einem Vorschlag zur Lösung dessen, dass traurige und problematische Situationen bis jetzt mit dem Unterdrücken von Gefühlen oder Gesprächen endeten. An der Emotionalität Ihres Partner können und sollen Sie nichts ändern, also müssen Sie und auch er einen konstruktiven, liebevollen und verständnisvollen Weg finden, damit umzugehen. Dies klappt am besten, wenn Sie beide ihn mit seinen Tränen und Gefühlen annehmen und gemeinsam kucken, was dahinter steckt.

Was macht ihn traurig und welche Not entsteht in ihm, die ihn so verzweifeln lässt? Wovor hat er große Angst und ist diese Angst in Ihrer Beziehung begründet und gibt es in Ihrer gemeinsamen Geschichte eine Ursache dafür oder kommt die Angst von etwas früher Erlebtem?

Ich vermute letzteres, so wie Sie es beschreiben. Wenn Sie darauf Antworten haben, wird es Ihnen leichter fallen, ihn zu verstehen und damit umzugehen. Wenn er weint, dann soll er eben weinen. Kein Grund sich zu schämen. Was braucht er, damit es ihm dann besser geht, eine Umarmung vielleicht, oder dass Sie ihm sagen, dass Sie da sind und bleiben?

Es gibt keinen Grund zur Angst, denn mit Ihren Themen stellen Sie nicht ihn als Mensch und Mann oder ihre Partnerschaft in Frage, sondern wollen lediglich einen Weg finden, in ein besseres Miteinander und Befinden für beide Seiten zu gelangen und bestimmte Schwierigkeiten zu lösen.

Klarheit und offenes Gespräch erforderlich

Fragen Sie ihn, was er bräuchte, um sich sicherer fühlen zu können und sehen Sie dann, wie Sie beide Sicherheit schaffen können. Meist gelingt das über Klarheit und ein offenes Gespräch, bis Sie sich gegenseitig verstehen können. Es ist wichtig, dass Sie ihm versichern, dass Sie Dinge ansprechen und gegebenenfalls verändern möchten, weil er Ihnen wichtig ist und nicht, weil Sie an ihm rummäkeln oder ihn gar loswerden wollen. Gehen Sie nicht aus dem Kontakt, sondern gehen Sie gemeinsam mit ihren beidseitigen Gefühlen um. So verlassen Sie ihn nicht in momentan schwierigen Situationen und er bleibt nicht so allein zurück, wie es sich für ihn anfühlt oder er befürchtet. Das schafft Vertrauen, Verbindung und Nähe.

Therapie wird angeraten

Allerdings dürfen Sie darauf achten, dass Ihre Fürsorge und Rücksichtnahme nicht überhand nimmt und Sie anfangen, ihn zu bemuttern. Ich würde empfehlen, dass Ihr Partner sich unabhängig von Ihnen mit seinen Themen auseinandersetzt. Am besten in einer Therapie. Die Frage wäre für mich, worin diese Verlustängste bzw. die Angst verlassen zu werden und allein zu sein oder allein zu bleiben/seine innere Einsamkeit begründet sind.

Das herauszufinden kann sehr befreiend und entlastend für ihn sein und auch für Sie. Ich wünsche Ihnen alles Liebe und Gute!

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